Wenn Sie mit beiden Beinen im Leben stehen, dann haben Sie sich wahrscheinlich irgendwann einmal verletzt. Wenn Sie sich mit Pferden beschäftigen, dann ist dies nicht nur wahrscheinlich, sondern Sie haben eine Wahl für eine Beschäftigung getroffen, die unter Umständen lebensbedrohlich sein kann.
Dies gilt natürlich auch für Skifahren und andere Freizeitaktivitäten. Bei jeder anderen Aktivität außer mit Pferden, können Sie sich aber nicht verletzten, weil sich Ihr „Equipment“ erschreckt hat. Wenn wir mal das Frisbee-spielen mit einem Hund außer Acht lassen, so ist das Pferd der einzige Partner mit dem wir sportlich interagieren.
Es ist eine unerfreuliche Realität, dass die meisten Menschen aus Versehen im Umgang mit ihrem Pferd, welches sie lieben, verletzt werden. Die häufigste Ursache von Verletzungen ist eine Kombination aus:
In meinen Anfängerjahren mit Pferden hatte ich extrem viel Glück, dass ich die schweren Verletzungen überlebte, die ich mir durch meinen Mangel an Wissen zuzog. Nicht zu wissen, wie und wo man zu stehen hat bei einem Pferd, ergab mehr als eine Gelegenheit einen Huf auf meinem Fuß zu haben (d.h. der große Zeh färbte sich erst violett und dann schwarz).
Eine weitaus ernstere Situation gab es als ich einem Freund zeigen wollte, wie man m. M. nach korrekt zu einer offenen Stalltür steht, um das Pferd zu drehen und mich anzuschauen. Ohne eine Ahnung über die natürliche Größe der Komfort-Zone des Pferdes zu haben, demonstrierte ich mein Geschick und das Pferd trat mit beiden Hufen nach hinten aus – beide mit Hufeisen. Eines traf mich am linken Ellenbogen, das andere in der empfindlichsten Stelle, an der ein Mann getroffen werden kann. Ich wurde durch die Luft geschleudert und landete 2 Meter weiter hinten im Gang.
Zum Glück wurde ich vollständig geheilt und wieder hergestellt. Im Rückblick hatte ich einen gefährlichen Mangel an Wissen. Ich hätte mehr Fragen sollen, mich vorsichtiger verhalten und nicht nur Annehmen sollen.
Mein früher Mangel an Wissen, wie man auf natürliche Weise mit Pferde kommuniziert, führte zu meinem Teil an gefährlichen Missverständnissen. Als ich jung war und noch am Anfang stand, kam viel von meinem Pferde-Wissen aus dem Fernseher.
Während eines Ausrittes beschloss ich, mein Pferd in den Galopp zu bringen. Ich nahm also meine langen Westernzügel und genau wie in den Filmen, schlug ich damit auf seinen Hintern.
Dass er buckelte (seine Mitteilung über sein Verlangen, dass ich ihn verlasse) und die Folge, dass mein Hintern auf dem staubigen Pfad landete, war allerdings nicht wie im Film.
Als ich mich zum ersten Mal in Pferde verliebte, ging es mir wie den meisten Menschen – es war mir fast unmöglich, ihnen nicht nahe zu sein und sie nicht zu berühren. Ich wollte sie umarmen und streicheln als wären sie große Teddybären. Ich wusste nicht, dass es für Pferde völlig normal ist, sich untereinander zu beißen und das dies mit ihrem Dominanzverhalten in Verbindung steht.
Da Pferde vom Gewicht (ungefähr 500 Kilo) und Stärke recht ähnlich sind, verursachen sie durch ihre Bisse und Tritte keine ernsthaften Verletzungen untereinander. Beim Menschen kann dies sehr gefährlich werden.
Für eine Weile ließ ich sie ihre Köpfe an mir reiben, mich ablecken oder wie einen großen Hund an meinem Hemd knabbern. Dies ging solange bis ein Pferd erst in meinen Daumen und anschließend so stark meinen Arm biss, dass dieser anfing zu bluten.
Der Mangel an Wissen und Kommunikation wie ein Pferd zu berühren ist und/oder ein so großes Tier zu behandeln ist, sind die Voraussetzungen für Verletzungen, welche manchmal sogar sehr schwerwiegend sein können.
Natural Horsemanship lehrt uns, was für ein Pferd natürlich ist. Wie das Pferd seine Welt erlebt und darauf reagiert. Wenn ich mit ihm in seiner Sprache kommunizieren kann und wenn ich verstehe wie es sieht, denkt und fühlt, dann kann ich –wie es schon der verstorbene Tom Dorrance sagte- ihm das „beste mögliche Angebot bieten“.
Ich kann ihm helfen, wenn es Angst bekommt oder frustriert ist. Ich kann beruhigen und ihm erlauben, seine Würde zu bewahren, und so sein Vertrauen und seinen Respekt verdienen. Ich kann sein Führer sein, weil er will, dass ich sein Führer bin. Deshalb ist Grundlagen-Wissen wichtig. Dies erklärt, wie Pferde untereinander in der Natur kommunizieren und wie sie feststellen, wer der Anführer sein wird.
Bei Natural Horsemanship geht es darum eine Beziehung zu schaffen, die auf Kommunikation mit meinem Pferd beruht – aber nicht nur physisch, sondern auch geistig und emotional. Wenn ich auf meinem Pferd reiten möchte, dann muss ich für uns beide die Kontrolle haben, damit wir sicher bleiben.
Wenn es z.B. glücklich ist und zu schnell geht, dann muss ich mit ihm physisch sprechen, damit es langsamer wird. Wenn es Angst hat, dann muss ich mit ihm emotional kommunizieren und ihm helfen zu entspannen. Wenn es respektlos ist, dann kann ich über eine geistige Kommunikation helfen, dass es eine bessere Einstellung bekommt.
• Wenn sich mein Pferd erschreckt und es gruselig findet, dann bekomme ich Angst.
• Wenn ich ängstlich bin, dann mache ich mein Pferd ängstlich.
• Wenn mein erschrockenes Pferd noch ängstlicher wird, dann wird alles noch gefährlicher.
• Pferde fürchten sich aber nur vor einer Sache: von einem Raubtier gefressen zu werden.
• Dort wo wir wohnen und reiten gibt es aber keinen, der mein Pferd fressen wird.
• Mit diesem Wissen kann ich entspannt bleiben und es immer wieder beruhigen.
• Es wird sich entspannen und sein Vertrauen in mich als tapferer Führer wird gestärkt.
• So habe ich uns beide vor Verletzungen bewahrt.
• Wenn mein Pferd von Furcht überfallen wird, dann will es flüchten.
• Um zu überleben, wird die instinktive rechte Seite seines Gehirns genutzt, welches das Adrenalin frei setzt.
• Während dieser Phase kann es weder denken noch kann ich mit ihm kommunizieren.
• Mehr am Gebiss ziehen wird ihm Schmerzen verursachen.
• Dieser Schmerz wird ihm nur bestätigen, dass es immer noch nicht sicher ist. Es wird noch schneller laufen.
• Um zu kommunizieren, muss ich etwas tun, das ihn dazu bringt, seine linke Gehirnhälfte (das Denkzentrum) zu nutzen, um mir zu antworten.
• Wenn ein Pferd sein Hinterbein vor das andere Hinterbein kreuzt, so muss es dafür seine linke Hirnhälfte nutzen – es muss denken. Dies nenne ich „Rückzug über die Hinterhand“.
• Indem ich es dazu bringe, seine Hinterhand zu lösen, schalte ich sein Hirn vom Angstmodus (außer Kontrolle / rechte Seite) in den Reaktionsmodus (denken / linke Seite)
• Der Adrenalinschub durch den Überlebensreflex auf der rechten Seite wird ebenso wie seine Angst nachlassen. Es beginnt sich zu beruhigen. Sein Fokus und seine Aufmerksamkeit verschieben sich wieder auf mich zurück. Ich werde es streicheln und beruhigen. Wir beide sind sicher.
• Alle guten Beziehungen haben auch Grenzen
• Menschen und Pferde haben beide physische Grenzen – genannt Komfortzonen
• In die Komfortzone eines Anderen zu treten und dort akzeptiert zu werden, erfordert Liebe, Vertrauen und Respekt
• Erlaube ich meinem Pferd sich zu nähern und behandle es dann wie ein großes Haustier, dann wird es mich wie ein freundliches Pferd behandeln
• Pferde spielen immer Dominanzspiele miteinander, um eine Hackordnung festzulegen (wer ist der Anführer)
• Die meisten Pferde sind etwa 2,10m lang, 1,50m hoch und wiegen 500kg oder mehr
• Sie beißen, stoßen, treten, schwingen ihre Köpfe oder schieben sich gegenseitig um
• Das Pferd, welches als erstes das andere Pferd verdrängt bzw. in die Flucht schlägt, ist der Gewinner und wird zum Anführer
• Da sie von gleicher Größe sind, ermöglicht dies ihnen auf diese Weise physisch zu interagieren ohne sich dabei ernsthaft zu verletzen
• Als Mensch bin ich unterlegen und mein Pferd wie ein Haustier zu behandeln, kann ernsthafte Verletzungen nach sich ziehen.
• Bevor ich mein Pferd in meine Komfortzone lasse, müssen physische Verhaltensweisen festgelegt werden.
• Ich muss lehren und es muss lernen, dass es meinen Raum nur betreten kann, wenn es eingeladen ist. Es muss mich körperlich respektieren und darf mich nie wie ein anderes Pferd behandeln.
Diese drei Teile sind ein Auszug aus den vielen Teilen, aus denen Natural Horsemanship besteht. Aber diese drei Teile helfen Ihnen, ein sanftes Pferd zu schaffen, dass wirklich sicher und freundlich zu Menschen ist.
Ob aus Angst, Respektlosigkeit, Missverstehen oder Schmerzen – jeder Pferde-Widerstand ist zunächst durch die Selbsterhaltung motiviert. Dies aus der Sicht des Pferdes zu sehen, macht vielleicht nicht immer Sinn, aber unter den gleichen Umständen würden wir Menschen uns wahrscheinlich in der gleichen Weise verhalten.
Die positive Akzeptanz und die Umsetzung unserer Anfragen durch unser Pferd ist nur möglich, wenn wir uns Vertrauen und Respekt verdient haben und von ihm als Anführer in unserer 2er Herde wirklich anerkannt werden.
Denn anstatt unserem Pferd die Schuld zu geben und immer wütend, frustriert und enttäuscht zu sein, wenn es sich widersetzt, können wir sagen: „Mein Pferd sagt mir etwas zur Qualität meiner Führung. Was hätte ich anders machen können, um effektiver zu sein? Muss ich ihm helfen oder muss ich mehr Selbstvertrauen bekommen, damit ich seinen Respekt verdiene oder wiedererlange, meine Kommunikation verbessern oder die Hilfen sanfter oder fester geben oder muss ich sicherstellen, dass es keine Schmerzen hat?“
Anführer eines Pferdes wird man am besten durch Bodenarbeit. Pferde interagieren in der Natur mit anderen Pferden auf dem Boden. Pferde reiten keine Pferde. Natural Horsemanship basiert darauf, was am natürlichsten und verständlichsten für das Pferd ist. Es stellt Werkzeuge und Techniken, die es dem Menschen ermöglichen, sich als Anführer ihres Pferdes zu etablieren, bevor sie sich auf den Rücken des Pferdes setzen.
Wenn Sie ihr Pferd reiten bevor Sie der Anführer sind, ist dies nicht nur ein Set-up für Widerstand – es ist auch der Grund warum Reiter sich verletzen. In der weltbekannten Spanischen Hofreitschule (gegründet 1572) dürfen die Schüler in den ersten 4 Jahren ihrer 8jährigen Ausbildung nur mit dem Pferd vom Boden aus arbeiten, bevor sie in den Sattel dürfen.
Das wirklich Erstaunliche und Wundervolle in dem Wissen, dass unsere Pferde „Nein“ sagen, liegt in der wunderbaren Gelegenheit, etwas Wichtiges und Hilfreiches zu lernen. Dass unser Pferd etwas vermeintlich Verkehrtes tut, stellt sich als Gelegenheit heraus, welche uns hilft ein besserer Reiter oder Pferdemensch zu werden. Und dies in einer Art und Weise, wie wir es vielleicht nie von einem menschlichen Lehrer gelernt hätten.
Dann erkennen wir, dass unser Pferd der beste Lehrer ist, der uns immer wissen lässt, wenn wir etwas tun, ob wir es verbessern müssen und wie man so ein besserer Reiter wird.
Tim Hayes ist Experte für Pferdeverhalten und -therapie und hat sich auf Natural Horsemanship spezialisiert. Er bietet verschiedene Seminare (engl. Clinics) an, die auf seinen Büchern „Riding Home-The Power of Horses to Heal“ und „Horses, Humans, and Love“ basieren.
Hayes ist dafür bekannt, außergewöhnliche Beziehungen zwischen Pferden und Menschen zu fördern. Seine Arbeit konzentriert sich auf drei Hauptbereiche: Equine Therapy Clinics, Self-Discovery Clinics und Natural Horsemanship Clinics.
Für detailliertere Informationen können Sie seine Website hier besuchen.
Reitsport Sattel Nord GmbH
GF: Marcus Sieg
Röntgenstraße 7
24537 Neumünster
Telefon / WhatsApp:
+49 (0)176 6212-7667
(Mo-So 10:00 – 20:00)
E-Mail: office (at) rsnord.de
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