Kostenfalle Pferde OP-Versicherung!

Kostenfalle Pferde OP-Versicherung!

Dass die Haltung eines Pferdes nicht nur mit Freude, sondern auch mit Sorgen verbunden sein kann, ist vielen Pferdeliebhabern bewusst, auch wenn diese Tatsache oft verdrängt wird. Während die Finanzierung regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen und Wurmkuren für Pferdebesitzer noch machbar sein mag, stellt eine Operation in der Tierklinik eine erhebliche finanzielle Belastung dar.

Für einen Pferdebesitzer gibt es kaum etwas Schlimmeres, als vor der Entscheidung zu stehen, sein Pferd einschläfern zu müssen, weil die Kosten für eine notwendige Operation nicht aufgebracht werden können. 

In diesem Kontext erscheint das Angebot einer Pferde-OP-Versicherung durch verschiedene Versicherer als eine wertvolle Absicherung.

Jedoch, wenn Sie glauben, dass der Besitz einer solchen Versicherung Sie im Notfall vollständig absichert, ist es wichtig, dass Sie diesen Artikel sehr aufmerksam lesen. Aufgrund unserer eigenen Erfahrungen mit Pferden in solchen Situationen haben wir diesen Bericht verfasst, um aufzuzeigen, dass die Vorbereitung auf den Ernstfall oft nicht ausreicht.

Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, die verschiedenen Versicherungstarife und -leistungen direkt zu vergleichen. Für solche Informationen gibt es Suchmaschinen und Vergleichsportale, zumal sich diese Tarife ständig ändern. Unser Ziel ist es nicht, stets aktuelle Daten bereitzustellen, sondern auf die Tücken und Fallstricke hinzuweisen, die über die üblichen Leistungsbeschreibungen und Tarife hinausgehen.

In diesem Bericht konzentrieren wir uns genau auf diese Aspekte.

Aktuelle Anbieter von OP-Versicherungen

Aktuell (Januar 2016) sind uns drei Anbieter bekannt, die eine Operationsversicherung für Pferde offerieren. Zu den prominenten gehören die Uelzener Versicherung, bekannt für ihr aggressives Marketing, und die Allianz, die durch ihre Größe auffällt. 

Die R+V Versicherung, obwohl eine der größten Versicherungsgesellschaften in Deutschland, nimmt in Bezug auf Pferde-OP-Versicherungen eine weniger prominente Position ein, vor allem weil die Erstattungsleistungen im Ernstfall, speziell bei Koliken, als unzureichend empfunden werden.

Unsere persönliche Situation

Unsere persönliche Erfahrung mit Pferden ist langjährig und intensiv; wir verbringen nahezu täglich Zeit im Stall und widmen uns unseren Pferden, allerdings rein privat.

Früher oft als Fahrdienst für die Turnierteilnahmen unserer Kinder unterwegs, sind wir heute vorrangig im Gelände aktiv, nehmen gelegentlich an Staffelritten teil oder unternehmen Ausflüge, aber das beschränkt sich auf ein Minimum.

Früher waren unsere Pferde bei der Uelzener versichert, doch vor einigen Jahren wechselten wir zur Allianz, ohne hier auf die Gründe näher einzugehen. Mit der R+V haben wir keine persönlichen Erfahrungen.

Die Motivation für diesen Bericht ist die traurige Geschichte unseres Highland Ponys Kim, das im letzten August aufgrund einer durch einen Tumor im Darm verursachten Kolik in eine nahegelegene Tierklinik gebracht wurde. Nach zwei Operationen musste Kim leider eingeschläfert werden.

Die daraus resultierende Tierarztrechnung und unsere nachfolgenden Recherchen haben uns veranlasst, unsere Erfahrungen zu teilen, in der Hoffnung, dass Sie den Versicherungsschutz für Ihr Pferd möglicherweise neu bewerten und im Ernstfall erheblich sparen können.

Kostenfalle 1: Selbstbeteiligung und Versicherungsleistung

Ein direkter Vergleich der Versicherungsleistungen kann oft irreführend sein, da es wenig nützt, zahlreiche Szenarien abzudecken, von denen die meisten unwahrscheinlich sind. Für Pferdebesitzer stellt eine Kolik eine der größten Befürchtungen dar, daher konzentrieren wir uns auf diesen spezifischen Fall, gestützt durch unsere eigenen Erfahrungen.

Viele Reiter sind finanziell nicht mit Überfluss gesegnet und suchen nach Sparoptionen. Die Übertragung des Selbstbeteiligungsprinzips von KFZ-Versicherungen auf Pferdeversicherungen kann jedoch riskant sein. Es gibt Angebote, die entweder 100% oder 60% der Kosten übernehmen, wobei letzteres eine Selbstbeteiligung von 40% bedeutet.

Angenommen, die Operationskosten belaufen sich auf 8.500 Euro, würde eine Selbstbeteiligung von 40% eine finanzielle Lücke von 3.400 Euro hinterlassen, was für viele Pferdehalter eine enorme Belastung darstellen kann.

Auch die 100%-Übernahme ist mit Vorsicht zu genießen. Während die Allianz tatsächlich 100% übernimmt, gilt dies bei der Uelzener nur für Pferde bis zum Alter von 11 Jahren. Danach wird nur noch 80% der Kosten übernommen, was in unserem Fall eine Deckungslücke von 1.700 Euro bedeutet hätte, da unser Pony bereits über 20 Jahre alt war.

Die Entscheidung, bei einem älteren Pferd eine Eigenbeteiligung von 20% in Kauf zu nehmen, liegt bei Ihnen. Wir persönlich würden dieses Risiko nicht eingehen.

Die Unterschiede in den Versicherungsleistungen werden besonders bei der maximalen Summe deutlich. Die R+V bietet bis zu 3.000 Euro für eine Kolik-OP, die Allianz bis zu 10.000 Euro und die Uelzener sogar eine unbegrenzte Deckung.

Doch Vorsicht ist geboten. Die R+V deckt zwar 3.000 Euro ab, aber eine Kolik-OP kann leicht 4.000 Euro kosten, was bereits eine Unterdeckung darstellt. Bei mehreren Operationen, wie in unserem Fall, würde die finanzielle Belastung noch größer.

Sowohl die Uelzener als auch die Allianz scheinen sicherere Optionen zu sein, wenn man das Kleingedruckte nicht außer Acht lässt. Die Allianz erlaubt bis zu 10.000 Euro pro Jahr und Pferd, was sich auf mehrere Operationen verteilen kann, solange die Gesamtsumme nicht überschritten wird. Ein Upgrade ist möglich, sollte diese Summe nicht ausreichen.

Die Uelzener wirbt mit unbegrenzter Deckung, spezifiziert jedoch nicht, wie viele Operationen pro Jahr abgedeckt sind. Während unserer Versicherungszeit war nur eine Operation unter Vollnarkose pro Jahr inkludiert. Da keine aktuellen Informationen vorliegen, empfiehlt es sich, direkt bei der Uelzener nachzufragen.

Zudem sind bei der Uelzener Pferde ab dem 12. Lebensjahr nur bis zu 80% versichert, was eine weitere Einschränkung darstellt.

Kostenfalle 2: Vertragskündigung

Ein Aspekt, der eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist die Handhabung der Vertragskündigung nach dem Tod eines Pferdes. Nach dem Einschläfern unseres Pferdes Kim übermittelte die Tierklinik die Abrechnung an die Allianz, die daraufhin ihr Beileid ausdrückte und gleichzeitig das Versicherungsverhältnis beendete. 

Dieses Vorgehen, das wir als selbstverständlich ansahen, ist es jedoch nicht überall. Bei der Uelzener Versicherung muss der Kunde nach dem Tod seines Tieres aktiv die Versicherung kündigen, andernfalls läuft die Zahlungspflicht weiter.

Unsere Erfahrungen mit Versicherungen in diesem Kontext waren nicht durchweg positiv, aber unser Fokus liegt hier auf den finanziellen Fallstricken für Pferdebesitzer.

Kostenfalle 3: Der Tierarzt und die Gebührenordnung

Der letzte Punkt unseres Berichts betrifft nicht die Versicherungen, sondern die Tierärzte bzw. Tierkliniken und die Gebührenordnung für Tierärzte (G.O.T.). Diese legt fest, wie viel jeder Eingriff kostet. 

Was viele jedoch nicht wissen: Es gibt neben der Standard-G.O.T. auch eine G.O.T. 2 für kompliziertere Eingriffe mit höheren Kosten, die von einigen Versicherungen abgedeckt wird.

Doch es gibt auch eine G.O.T. 3 für noch aufwendigere Behandlungen, die von keiner Versicherung abgedeckt wird, auch nicht bei einem Upgrade. So kann es passieren, dass man trotz Versicherungsschutz mit hohen Zusatzkosten konfrontiert wird.

Beispiel aus der Praxis

Unser Pferd Kim war bei der Allianz mit einer Deckungssumme von 10.000 Euro versichert, was uns ausreichend erschien. Nach zwei Operationen und der Einschläferung erhielten wir jedoch eine Rechnung über 12.000 Euro, von denen die Versicherung nur 8.500 Euro übernahm. 

Die Differenz resultierte aus der Abrechnung nach G.O.T. 2 und 3, was eine nicht gedeckte Summe von 3.500 Euro zur Folge hatte.

Diese Erfahrung zeigt, dass selbst eine gut gemeinte Versicherungslösung durch die Komplexität der Gebührenordnungen und die Praxis der Tierkliniken zu unerwarteten finanziellen Belastungen führen kann, besonders wenn man bedenkt, dass eine Kolik-OP oft plötzlich und zu einem ungünstigen Zeitpunkt erforderlich wird.

Empfehlungen für den Umgang mit Pferde-OP-Versicherungen

Wie deutlich wurde, kann trotz einer OP-Versicherung für Ihr Pferd im Ernstfall eine erhebliche finanzielle Belastung entstehen. 

Um dies zu vermeiden, bieten wir Ihnen eine Liste von Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um sich bestmöglich abzusichern.

Vorbeugende Maßnahmen:

Verzicht auf Selbstbeteiligung: Stellen Sie sicher, dass Ihre Versicherung 100% der Kosten abdeckt, um unerwartete Ausgaben zu vermeiden.

Abdeckung von G.O.T. 2: Vergewissern Sie sich, dass Ihr Vertrag auch Leistungen nach der erweiterten Gebührenordnung für Tierärzte (G.O.T. 2 und höher) einschließt.

Überprüfung der Obergrenzen: Achten Sie darauf, ob es eine finanzielle Obergrenze oder eine Begrenzung der Anzahl von Operationen pro Jahr gibt.

Optionen für ein Upgrade: Informieren Sie sich über Möglichkeiten eines zeitlichen Upgrades, falls das Jahresbudget bereits ausgeschöpft ist.

Maßnahmen im Ernstfall:

Auch wenn es schwierig ist, behalten Sie im Ernstfall einen klaren Kopf. Bevor Sie Ihr Pferd in die nächste Pferdeklinik transportieren, klären Sie vorher die folgenden Punkte telefonisch ab.

Kostenvoranschlag einholen: Lassen Sie sich immer einen Kostenvoranschlag vom Tierarzt geben. Sollte dieser nur mündlich möglich sein, ziehen Sie einen neutralen Zeugen hinzu. Rechnen Sie mit Kosten von etwa 4.000 Euro für eine Standard-Kolik-OP. Höhere Kostenvoranschläge sollten Sie kritisch hinterfragen.

Klare Kommunikation mit dem Tierarzt: Informieren Sie den Tierarzt vor der Operation über die Konditionen Ihrer Versicherung. Lassen Sie auf dem Behandlungsauftrag vermerken, welche Kosten von der Versicherung übernommen werden und dass Sie nicht bereit sind, darüber hinausgehende Kosten (wie z.B. für G.O.T. 3) privat zu tragen.

Es ist wichtig, sich der Risiken bewusst zu sein, die jede Operation mit sich bringt. Im Falle eines negativen Ausgangs sollten Sie nicht zusätzlich durch finanzielle Belastungen getroffen werden. Der Verlust eines geliebten Pferdes ist bereits schwer genug zu verkraften.

Wir laden Sie ein, Ihre eigenen Erfahrungen oder Anmerkungen zum Thema in den Kommentaren zu teilen und damit anderen Pferdebesitzern wertvolle Hinweise zu geben.

Artikel-Update – April 2017

Mehr als ein Jahr nach der Veröffentlichung des ursprünglichen Beitrags bleibt das Thema der Gebührenfalle für Pferdebesitzer aktuell und brisant. Die Risiken und Fallstricke bestehen weiterhin, doch es gibt auch Neuerungen bei den Anbietern von OP-Versicherungen für Pferde, einschließlich eines neuen Favoriten in diesem Bereich.

Dank der Rückmeldungen in den Kommentaren wurde deutlich, dass die Uelzener Versicherung ihr Angebot überarbeitet hat.

Obwohl die neuen Konditionen auf dem Papier ansprechend wirken, können wir aufgrund unserer persönlichen, negativen Erfahrungen mit der Verwaltung und Abrechnungspraxis der Uelzener Versicherung keine Empfehlung aussprechen.

Unsere Erlebnisse mit diesem Anbieter waren durchweg enttäuschend und sind am besten mit Begriffen wie inkompetent, chaotisch, unorganisiert, unkooperativ und kommunikationsarm zu beschreiben.

Ein positiver Lichtblick ist jedoch die R+V-Versicherung, die sich als unser aktueller Geheimtipp für Reiter herausstellt, die eine OP-Versicherung für ihr Pferd suchen. Die R+V setzt eine Obergrenze von 5.000 Euro pro Kolik-Operation, aber bemerkenswerterweise gibt es keine Beschränkung hinsichtlich der G.O.T.-Sätze.

Das bedeutet, dass es keine Rolle spielt, ob der Tierarzt nach dem einfachen, dreifachen oder sogar fünf- oder sechsfachen Gebührensatz abrechnet – die R+V übernimmt die Kosten bis zur maximalen Summe. 

Zudem existiert keine jährliche Höchstgrenze für die Anzahl der Operationen, was diese Versicherung besonders attraktiv macht für Pferdebesitzer, die mehrere Eingriffe innerhalb eines Jahres bewältigen müssen.

Diese Informationen basieren auf unseren eigenen Nachforschungen und Anfragen bei der Versicherung. Es zeigt sich, dass es wichtig ist, stets auf dem Laufenden zu bleiben und die Angebote der Versicherungen regelmäßig zu überprüfen, um die beste Absicherung für das geliebte Pferd zu finden.

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