Hat Ihr Pferd eine Notbremse?

Hat Ihr Pferd eine Notbremse?

Wenn Sie einen Bekannten haben, der mit Autos handelt und er würde Ihnen sagen: „Ich habe hier ein brandneues Auto. Es ist vollgetankt und ich möchte es verschenken. Möchtest Du es haben?“ , dann würden die Meisten von uns wahrscheinlich: „Ja!“ sagen. Dann sagt Ihnen ihr Freund, dass Sie das Auto morgen vom Hof fahren müssen und erzählt Ihnen: „Oh, nebenbei bemerkt – Du solltest wissen, dass die Bremsen ab und zu nicht funktionieren.“  Würden Sie sich in dieses Auto setzen und nach Hause fahren?

Wenn ich ein Seminar veranstalte – egal ob mit einer Gruppe oder eine Einzelsitzung – ist eine meiner ersten Fragen: „Bist Du in der Lage dein Pferd sofort zu 100% zu stoppen – egal was gerade passiert?“  Fast immer wird mir mit einem „Nein“ geantwortet – ganz egal ob es sich um Geländereiter, Springreiter, Dressurreiter, Jagdreiter, Anfänger oder Fortgeschrittene Reiter mit jahrelanger Erfahrung handelt.

Was mich immer wieder erstaunt, ist nicht nur, dass sie mir einfach „Nein“ sagen; es ist die Tatsache, dass sie auch von niemandem vorher diese Frage gehört bekommen haben. Noch erstaunlicher ist allerdings, dass so viele von ihnen mit diesem Problem konfrontiert waren – nämlich nicht in der Lage waren, ihr Pferd in einer gefährlichen Situation sofort zu 100% zu stoppen. Wenn ich dann abschließend frage, ob sie mit dem vertraut sind, was ich „Notbremse“ nenne, so erhalte ich in der Regel wieder ein „Nein“ mit einem düsteren Blick. Um den Wahnsinn dieser Situation zu vermitteln, erzähle ich an dieser Stelle immer das obige Beispiel mit dem geschenkten Auto und den kaputten Bremsen.

Es gibt zwei unverzichtbare Bestandteile, die Menschen benötigen, um ein erfolgreicher Reiter auf ihrem Pferd zu werden – ganz gleich welche Reitdisziplin gewählt wurde. Das erste ist Sicherheit und das zweite ist Spaß. Wenn Sie ihr Pferd nicht aus beruflichen Gründen reiten, dann ist der einzige Grund, weil es Spaß macht. Wenn es nicht sicher ist, dann macht es keinen Spaß. Wenn Sie nicht in der Lage sind, ihr Pferd sofort zu stoppen, dann ist es nicht wirklich sicher. Also müssen Sie und ihr Pferd lernen, wie eine Notbremsung  ausgeführt wird. Dies ist etwas, was jeder Reiter wissen sollte und wenn nicht, dann sollten Sie dies so schnell als möglich lernen.

Der Zweck dieses Artikels ist nicht Ihnen beizubringen, wie man die Notbremsung ausführt (dies kann nur persönlich geschehen); es geht darum Ihnen vor Augen zu führen, wie wichtig dies ist und zu zeigen, wie man dies lernt. Um das Wissen aber umzusetzen, müssen Sie einen qualifizierten Lehrer finden, der Ihnen nicht nur die physischen Manöver ihres Pferdes zeigt, sondern Ihnen auch die damit verbundenen Grundlagen erklärt.

Hat Ihr Pferd eine Notbremse?
Die erste Übung für die Notbremse – Tim Hayes mit Austin
(Foto mit freundlicher Genehmigung von Tim Hayes)

Grundlagen der Notbremse

• Wechseln Sie die Richtung aus der geraden Vorwärtsbewegung in eine kleine Volte. Dies geschieht durch Biegen des Pferdekopfes und Halses (die Lenkung des Pferdes) nach links oder rechts. Ein Pferd kann nicht sehr weit gehen, wenn es sich im Kreis bewegt.

• Nehmen Sie dem Pferd die Energie, die es ihm ermöglicht, sich vorwärts zu bewegen. Dafür müssen wir die Hinterhand des Pferdes (seinen Motor) von eingeschaltet auf ausgeschaltet bringen. Ein Pferd kann nicht sehr schnell gehen, wenn seine Hinterhand sich seitlich kreuzt und sein Rücken sich im Kreis bewegt.

• So bringen Sie ihr Pferd dazu, sich zu beruhigen und lenken Sie die Aufmerksamkeit des Pferdes auf einen Wechsel der Nutzung seiner rechten Hirnhälfte (die es für die Flucht braucht) auf die seiner linken Hirnhälfte – diese denkende Seite des Hirns braucht das Pferd, um seine Hinterhand zu lösen, denn dies ist ein unnatürlicher Akt für ein Pferd.

Ausführung der Notbremse

• Führen Sie eine Hand nach unten und biegen den Kopf des Pferdes so, dass seine Nase fast ihre Zehen berührt.

• Auf der gleichen Seite lösen Sie die Hinterhand des Pferdes, indem Sie ihr Bein gegen seine Seite drücken. Drehen Sie sich dabei und schau dabei nach unten auf die Hinterhand des Pferdes.

• Halten Sie ihre Hand und ihr Bein fest in dieser Position, so dass Sie dem Pferd erlauben, einen Kreis zu drehen und dabei die Hinterhand zu kreuzen – so lange, bis es aus eigenem Antrieb anhält. In dem Augenblick, in dem es hält und entspannt, nehmen Sie allen Druck von ihm.

• Nehmen Sie das Bein zurück und geben Sie den Zügel. Lassen Sie ihr Pferd stehen, sitzen Sie ruhig und streicheln es.

Der beste Weg für eine effektive Notbremse ist das Üben der Lateral Flexion (das Biegen von Pferdehals und Kopf – siehe Photo) und das Kreuzen der Hinterhand in die Bodenarbeit mit einzubauen. Wenn ihr Pferd zeigt, dass es die Übung verstanden hat und dies sicher auf dem Boden hinbekommt, dann können Sie dies auf seinem Rücken üben. Üben Sie zuerst im Schritt, später im Trab und dann im Galopp.  Üben Sie dies in der Halle oder geschlossenen Reitplatz. Die meisten Pferde haben eine Lieblingsseite. Trainieren Sie ihr Pferd auf beiden Seiten bis ihr Pferd Ihnen zeigt, welche Seite es bevorzugt und dann trainieren Sie diese Seite. Testen Sie dies in regelmäßigen Abständen.

Um wirklich sicher zu sein und Spaß zu haben, müssen Pferd und Reiter sich gegenseitig vertrauen, wenn sie unterwegs sind. Die beste Definition von „mit Vertrauen reiten“, die ich kenne, ist: Vertrauen heißt, immer auf das Undenkbare vorbereitet sein.

Ob Sie ihr Auto fahren oder reiten – stellen Sie immer sicher, dass ihre Bremsen zu 100% funktionieren. So sind Sie sicherer, haben mehr Vertrauen und werden mehr Spaß haben.

Tim Hayes Natural Horsemanship Trainer Author

Tim Hayes

Tim Hayes ist Experte für Pferdeverhalten und -therapie und hat sich auf Natural Horsemanship spezialisiert. Er bietet verschiedene Seminare (engl. Clinics) an, die auf seinen Büchern „Riding Home-The Power of Horses to Heal“ und „Horses, Humans, and Love“ basieren.

Hayes ist dafür bekannt, außergewöhnliche Beziehungen zwischen Pferden und Menschen zu fördern. Seine Arbeit konzentriert sich auf drei Hauptbereiche: Equine Therapy Clinics, Self-Discovery Clinics und Natural Horsemanship Clinics.

Für detailliertere Informationen können Sie seine Website hier besuchen.

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