Gefahren beim Training an schwülen Tagen

Gefahren beim Training an schwülen Tagen

Pferde und die Wärme von außen – über diese in Reiterkreisen völlig unterschätzte Problematik haben wir in den beiden letzten Artikeln unseres Blogs schon beschrieben. Völlig dabei untergegangen ist ein dritter Aspekt, der uns und unser Pferd gerade jetzt (Mitte Juni 2019 bei 25 Grad im Schatten)  betrifft, nämlich die Gefahren beim Training an schwül-warmen Tagen.

Eine Studie aus Kanada belegt, dass Pferde selbst bei normaler Belastung wesentlich schneller ins Schwitzen kommen als Menschen. Das bedeutet im Klartext, dass sie wesentlich schneller anfällig für einen Hitzschlag sind.

Professor Michael Lindinger (Universität von Guelph/Kanada) erzählte bereits vor geraumer Zeit in einem Interview, dass „bei heißem, feuchtem Wetter 17 Minuten Trainings in mäßiger Intensität ausreichen, um die Körpertemperatur eines Pferdes auf gefährliche Werte zu erhöhen. Beim Menschen dauert das drei- bis zehnmal so lange. Pferde spüren die Wärme viel intensiver, als wir es tun.“

Die Folgen können schwerwiegend sein. Der normale Bereich der Körpertemperatur liegt auch bei einem Pferd in dem Bereich von 37/38 Grad. Steigt diese Temperatur auf 41 Grad an, so werden im Muskel des Pferdes bis zu 43 Grad erreicht.

In diesem Temperaturbereich fangen die körpereigenen Proteine an, sich zu zersetzen. Die Folgen können ein Hitzschlag beim Tier sein. Einzelheiten hierzu finden Sie in unserem Beitrag „Heißer Sommer? Hitzschlag droht!

Der Umstand, dass Pferde auf Hitze anfälliger reagieren, liegt darin begründet, dass sie über einen hohen Anteil aktiver Muskeln verfügen, die während eines Trainings zusätzlich Körperwärme erzeugen. Wissenschaftlich ist belegt, dass ein Pferd bei einem kühlen und trockenen Wetter bei starker Anstrengung bis zu 20 Liter Schweiß pro Stunde abgibt. Ist das Wetter warm und schwül, so kann dieser Wert auf bis zu 30 Liter pro Stunde ansteigen!

Auch wenn noch mehr geschwitzt wird, so ist dieser physische Vorgang längst nicht so effektiv wie bei trockenem Wetter. Durch die erhöhte Luftfeuchtigkeit wird der Wasserdampf nicht so gut aufgenommen und damit funktioniert der Kühlvorgang beim Pferd nicht mehr optimal.

Das Pferd bewegt sich wie in einem warmen Kokon und das ist für Pferde äußerst ungünstig, zumal sie im Vergleich zum Menschen „kühltechnisch“ schon eh unterlegen sind. Während der Mensch ca. 50 Prozent seines Schweißes zur Kühlung einsetzen kann, so geling dies beim Pferd, selbst unter optimalen Bedingungen, lediglich zu 25 bis 30 Prozent.

Wer viel schwitzt, der verliert Elektrolyte. Dies gilt für Pferd und Mensch gleichermaßen. Allerdings gibt es auch hier einen gravierenden Unterschied, da der Schweiß eines Pferdes ca. viermal so viel Elektrolyte wie beim Menschen enthält. Diese fehlenden Mineralien müssen natürlich ersetzt werden.

Dabei ist aber zu beachten, dass „normales“ Wasser nicht dazu geeignet ist, die verlorenen Elektrolyte auszugleichen – es kann sogar schädlich sein. Professor Lindinger führt dazu aus, dass der Körper durch das Trinken von Wasser seine körpereigenen Flüssigkeiten verdünnt. Die natürlich Reaktion besteht dann darin, dass der Körper versucht, überflüssiges Wasser loszuwerden und damit weitere Elektrolyte verliert.

Innerhalb einer Zelle sind Elektrolyte zur Aufrechterhaltung lebenswichtiger Vorgänge nötig. Daher hat für der Mangel unweigerlich zu einem Leistungsabfall. Den Krampfanfall eines Muskels hat wahrscheinlich schon jeder einmal mitgemacht, aber es kann durchaus noch schlimmer kommen. Herzrhythmusstörungen oder Nervenschäden können die Folge bei schweren Fällen sein.

Hat Ihr Pferd also viel geschwitzt, so wird eine spezielle Elektrolytlösung benötigt. Nur auf diesem Weg kann der körpereigene Mineralhaushalt wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.

Am besten ist es natürlich, wenn man einfach das Training an solchen Tagen auf die kühleren Morgen- oder Abendstunden legt – oder vielleicht einfach ganz ausfallen lässt. Lässt sich ein Einsatz in der Mittagshitze allerdings nicht vermeiden, so sollte man sein Pferd langsam an diese Umstände gewöhnen. Wenn sich die Chance bietet, dass Tier über mehrere Tage zu akklimatisieren, so sollte man diesen Weg beschreiten. So kommt das Pferd bei seinem Einsatz mit der Hitze wesentlich besser zurecht und man muss nicht zwingend auf den Ritt verzichten.

Der gesunde Menschenverstand sollte es aber einem schon gebieten, dass man nicht die übliche, große Belastung „durchzieht“.

Nach einer solchen Anstrengung ist es wichtig, sein Pferd wieder auf Normaltemperatur „runterzukühlen“. Dazu stellt man es erst einmal bei einer leichten Brise in den Schatten und kühlt es mit lauwarmen Wasser und einem Schwamm. Überflüssige Feuchtigkeit kann mit einem Schweißmesser abgezogen werden. Auf diese Weise wird der Kühlprozess nicht unterbrochen.

Denn durch den Wechsel von Waschen und Abziehen kann die Körpertemperatur des Pferdes laut Professor Lindinger in ca. 10 Minuten um bis zu 2 Grad abgesenkt werden.

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