Equikinetic und Dual-Aktivierung

Equikinetic und Dual-Aktivierung
Michael Kumst – Zertifizierter Trainer Equikinetic®

Leser unserer Webseite wissen, dass wir bei unsern Pferden einen eher ganzheitlichen Ansatz in Ausbildung und Beziehung bevorzugen. Sprich: die Ausbildung mit Ausbindern und Sperrriemen ist nicht so unser Ding. Beim „Natural Horsemanship“ dauert zwar alles länger, aber der anschließende Erfolg ist auch irgendwie befriedigender.

Allgemein gültig sollte aber die Erkenntnis sein, dass eine gute Arbeit mit dem Pferd immer am Boden beginnt. So stießen wir  schon geraumer Zeit auf die Themen „Equikinetic“ und „Dual-Aktivierung“ und auf den damit verbundenen Namen Michael Geitner. Ehrlicherweise müssen wir sagen, dass unsere Gefühle gegenüber dem Hype um „Blau/Gelb“ in der Reitsportszene doch eher zwiespältig waren, denn auf der einen Seite stufen wir natürlich Bodenarbeit mit dem Pferd grundsätzlich positiv ein, auf der anderen Seite drängt sich natürlich die Frage auf, ob hier nicht wieder mit viel Geschäftssinn alter Wein in neuen Schläuchen verkauft werden soll.

Da traf es sich gut, dass Heike Herting für den VFD Itzehoe/Kiel am 9. März einen Vortrag in Sachen „Blau/Gelb“ organisiert hatte. So konnten wir uns ein Bild aus erster Hand machen. Man traf sich in Flintbek bei Kiel und als Sprecher konnte Michael Kumst, seines Zeichens zertifizierter Trainer Equikinetic® nach Michael Geitner und Alexandra Schmidt, gewonnen werden. Er kam extra aus Niedersachsen angereist, um uns in einem sehr kurzweiligen ca. 2 stündigen Vortrag, die Begriffe „Equikinetic“ und „Dual-Aktivierung“ näher zu bringen.

Insgesamt gliederte sich der Abend in drei Teile. So wurde der Bogen von der Bodenarbeit mit Pferden und ihren Vorteilen daraus für das Verhältnis Pferd und Reiter im Allgemeinen zu den Ideen von Michael Geitner im Speziellen geschlagen.

Und da gab es auch für uns doch einige neue Erkenntnisse, so dass wir den Abend als sehr gelungen in Erinnerung behalten werden. Womit das Fazit schon vorweg genommen wurde und wir jetzt zu den interessanten Einzelheiten kommen können.

Equikinetic und Dual-Aktivierung

Dual-Aktivierung – Kopfarbeit fürs Pferd

Lebt der Mensch mit den Begriffen “Zeit”, “Vergangenheit” und “Zukunft”, so ist beim Pferd das Gegenteil der Fall. Sie leben im “Hier und Jetzt” und sind daher ständig dabei a) den Anführer neu zu bestimmen und b) einen Fluchtweg zu checken. Ein weiteres Problem, welches der Mensch auch nicht so ganz nachvollziehen kann: Während beim Menschen die beiden Hirnhälften mit einer Glasfaserleitung verbunden zu sein scheinen, ist die Geschwindigkeit des Datenaustausches beim Pferd eher im ISDN-Beireich zu suchen.

So werden Eindrücke des einen Auges in der einen Hirnhälfte zu 85% verarbeitet und in der anderen Hälfte zu 15% (und umgekehrt). Den Beweis hierfür erlebt der Reiter in seiner tägliche Arbeit. Die auf dem Hinweg bereits als Bedrohung und später doch als harmlos eingestuften Mülltonnen am Wegesrand sind auf dem Rückweg wieder von neuem „spooky“, weil sie jetzt über die andere Gehirnhälfte voll wahrgenommen werden.

Diese Unterschiede zwischen Tier und Mensch führen leider oft zu Missverständnissen, aber mit der Dualaktivierung kann man sein Pferd in diesem Bereich fördern. Ziel der Übungen ist es, das Pferd für Zwei- und Mehr-Eindrücke zu sensibilisieren – es sozusagen multitaskingfähig zu machen.

Die Farbgebung blau-gelb des Arbeitsmaterials soll als Impuls- und Reizgeber beide Gehirnhälften gleichermaßen und gleichzeitig aktivieren. Die Dualgassen sollen es dem Pferd ermöglichen, selbstständig den Weg hindurch zu finden. Das Ziel ist Koordination und Gelassenheit.

Man kann sich vor dem Reiten einen Parcours und verschiedene Wege , mit Kurven und Ecken oder auch Volten im Viereck aufbauen und diese in die Dressurarbeit mit einbinden. Dabei verwendet man immer für eine Seite die gelben und für die andere die blauen Gasse und/oder Pylonen.

Positiver Nebeneffekt auf den Reiter ist die Visualisierung des geplanten Weges oder die Richtung, in die man reiten will. Das wirkt sich positiv auf die eigene Körperhaltung aus.

Dualaktivierung hilft also die Aufmerksamkeit der Gehirnhälften zu erhöhen. So wird das Pferd weniger schreckanfällig und  das Erkennen/Wiedererkennen wird gefördert.

Equikinetic und Dual-Aktivierung

Equikinetic: Völlig andere Zielsetzung

Hier geht es um die Förderung des gesamten Bewegungsapparates eines Pferdes. Stichworte dabei wären Begriffe wie “Muskelaufbau”, “Takt”, “Losgelassenheit”, “Stellung” und “Biegung”.
Die Arbeit erfolgt hierbei in einer „Quadratvolte“ von ca. 8 Metern Durchmesser. Das Pferd läuft dabei durch vier parallele Gassen an einer kurzen Longe. 

Dabei wird ausschließlich mit einem Kappzaum gearbeitet, weil die Einwirkung von Hand und Longe nur über die Nase erfolgen soll. Der Mensch geht sehr nah am Pferd mit und mit Hilfe von Impulsen über die kurze Longe sowie einer langen Gerte wird das Pferd geradegerichtet und um uns herum in Schritt und Trab durch die Gassen geschickt. Dabei wird darauf geachtet, dass es  den Hals nicht verwirft oder abknickt oder die Hinterhand ausschert.

In seinem Vortrag konnte Michael Kumst sehr schlüssig darlegen, dass durch die Quadratvolte Ergebnisse wesentlich schneller und eleganter zu erreichen sind als durch die herkömmliche Arbeit mit der Longe, bei der das Pferd im Kreis laufen darf.

Der Muskelaufbau beinhaltet gleichzeitig die Möglichkeit, Fett abzubauen und den Stoffwechsel zu optimieren. Das Geraderichten und die damit verbundene gleichmäßige Muskelverteilung ermöglicht es dem Pferd, später auch mit einem “schiefen Reiter” zurecht zu kommen. So kann es sich und den Reiter besser ausbalancieren und kann mehr Last über die Hinterhand aufnehmen.

Und wie groß ist der Aufwand? Hier gilt folgende Regel: 1 x pro Woche erhält, 2–3 x pro Woche baut auf. Nach solchen Einheiten folgen 48 Stunden aktiver Pause (z.B. Schrittarbeit, Zirkuslektionen und alles, was keine Muskeln beansprucht) oder sogar “richtige” Pause. Dies ist wichtig, da Muskeln nur in Ruhephasen wachsen können.  Außerdem muss verhindert werden , dass dem Pferd die Arbeit langweilig wird.

Richtig mach man es, wenn man sich einen Trainingsplan zurecht legt, den man Schritt für Schritt abarbeitet. Ist dies geschehen, gibt es abschließend 2-3 Wochen Pause, bevor wieder weiter gearbeitet werden kann.

Es muss aber erwähnt werden, dass der interessierte Pferdebesitzer sich jetzt nicht auf die zahlreiche Literatur oder YouTube-Videos stürzen sollte, um diesen interessanten Ansatz bei seinem Pferd zu erproben. Gerade die vermeintlich einfachen Dinge des Lebens haben es oft in sich und man kann dort einiges verkehrt gestalten. So sollte man für den Einstieg in diese Themenbereiche an einem entsprechenden Kurs mit seinem Pferd teilnehmen.

Achten Sie dabei darauf, dass der entsprechende Trainer über eine aktuelle Zertifizierung verfügt. Diese wird jährlich erneuert, da sich auch das Wissen um das Pferd ständig erweitert.

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