Das müssen Reiter zur Weide-Saison wissen!

Das müssen Reiter zur Weide-Saison wissen!

Südlich der Elbe ist es schon länger soweit, in Schleswig-Holstein greift es immer mehr um sich und selbst bei uns im Stall lauern schon alle (besonders die Pferde) darauf – die Weide-Saison startet und “Pferd” darf endlich vom langweiligen Paddock auf die grüne Wiese.

Da -wie schon beim Thema “Sattel”- auch rund um das Thema “Weide” bzw. “anweiden” viel Halbwissen unterwegs ist, haben wir uns für Euch schlau gemacht und die wichtigsten Punkte hier zusammen getragen.

Form der Weide

Bevor die Pferde auf die Weide kommen, werfen wir doch mal einen Blick auf die Form – und damit meinen wir nicht den Zustand des Grases. Das sich die Größe einer Weide nach der Anzahl der Tier richtet, sollte eine Selbstverständlichkeit sein und in der Tat lautet hier das Motto “Je mehr Platz desto besser”. Wenn allerdings die Weiten nicht unendlich sind, dann sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die Weide nicht quadratisch angelegt ist.

Möglichst lang und rechteckig ist deutlich besser – und zwar nicht nur für die Tiere sondern auch für den Boden. Denn unsere Pferde grasen nicht den ganzen Tag, sondern sie spielen und bewegen sich auch. Das bedeutet, sie beschleunigen, stoppen und wenden.

Bei diesen Bewegungen wird der Boden extrem belastet. Man kann sogar sagen: Je kleiner die Weide desto höher die Belastung. Bei einer langen, rechteckigen Weide können sie ordentlich “Gas geben” ohne gleich wieder abbremsen zu müssen.

Anweiden der Pferde

Man hört immer wieder, dass lediglich empfindliche Pferde anweiden sollten, aber das ist natürlich Quatsch.

Die Umstellung der Nahrung von struktur- und rohfaserreichem Heu auf wasser- und zuckerreiches Gras ist für den Verdauungsapparat des Pferdes eine echte Herausforderung und sollte langsam angegangen werden.

Für den Anfang reichen 15-30 Minuten, bei denen das Pferd am Strick begleitet werden sollte. Diese Zeit sollte über die nächsten 2-3 Wochen gesteigert werden, so dass sich der Verdauungsapparat des Pferdes an die gesteigerte Eiweiß- und Zuckerkonzentration gewöhnen kann.

Noch zwei weitere Fakten hierzu:

  1. Pferde sind Steppentiere. D.h. das natürliche Futter wäre eher das trockene Heu und nicht die saftige Gras der Weide.
  2. Pferde, die über längere Zeit zwischendurch nicht auf die Weide dürfen (z.B. Krankheit), müssen erneut wieder angeweidet werden.

Fruktan im Gras

Über den Zuckergehalt im Gras haben wir oben schon gehört. Die nicht so weit verbreitete Tatsache ist, dass das Fruktan ständig im Gras vorhanden ist und dies von den Außentemperaturen bzw. dem Wetter abhängig ist.

Vereinfacht kann man sagen, dass der Zucker der Treibstoff für das Wachstum des Grases ist. Wenn jetzt die Witterung für das Wachstum eher ungünstig ist (z.B. niedrige Temperaturen), so muss halt die Treibstoffzufuhr gesteigert werden, damit auch hier “mehr Gas gegeben” werden kann.

Sind die Wachstumsbedingungen wieder optimaler (Wärme & Feuchtigkeit stimmen) so sinkt der Zuckergehalt – ganz weg ist er aber nie.

Giftpflanzen auf der Weide

Wo wir gerade beim Futter sind – Wer der Meinung ist, dass Pferde instinktiv wissen, was für sie gut und was schädlich ist, der ist leider im Unrecht. Fakt ist, dass Pferde ein Leben lang lernen, die Grundsteine des Wissens aber im Fohlenalter (Hauptprägung: Geburt – 9. Monat) gelegt werden. Sprich: Das Wissen von der Mutter bzw. der Herde übernommen wird.

Diese Erkenntnis hat drei Folgen für den späteren Halter des Pferdes:

  1. Je artgerechter ihr Pferd aufgewachsen ist desto besser kennt es sich aus.
  2. Wurde ihr Pferd aus einem fremden Land importiert (z.B. Spanien) so kann es hier Probleme geben, denn in Spanien wachsen halt andere Pflanzen und “pferd” kennt die hiesige Fauna halt nicht.
  3. Pflanzen mit schleichender Vergiftung (Stichwort: Jakobskreuzkraut) sind Pferden unbekannt, da sie nicht in der Lage sind, den Zusammenhang von Fressen und Vergiftung zu erfassen.

Das müssen Reiter zur Weide-Saison wissen!

Pferde mit Hufrehe

Ursache dieser Krankheit ist die Tatsache, dass die Enzyme im Dünndarm des Pferdes die Fruktane des Grases nicht zu 100% zerlegen können. Dadurch wird das Gleichgewicht der Mikroorganismen im Dünndarm gestört und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Der weit verbreitete, irrige Schluss daraus ist, dass ein Pferd mit Hufrehe nur auf abgefressenen Weiden stehen sollte. Da aber das abgefressene Grass extrem gestresst ist und dort der Fruktangehalt besonders hoch ist, ist diese Idee natürlich ziemlich gefährlich – denn das Gegenteil ist der Fall.

Ein Pferd mit Hufrehe können Sie für kurze Zeit auf langes Gras stellen. Eventuell sollte dabei über den Einsatz einer Fressbremse nachgedacht werden. Dies wäre der ungefährlichere Weg.

Abäppeln der Weide

Schlechte Nachrichten für alle Reiter – ein Liegen-lassen oder Abschleppen der Pferdeäpfel ist heute leider keine gute Idee. Der Grund liegt darin, dass es bei den verschiedenen Wurmarten, die man ja regelmäßig bekämpft, immer mehr resistente Arten gibt. Hierzu hatten wir schon anderweitig berichtet. Daher liegt klar auf der Hand, dass abäppeln der Weide Pflicht ist und nicht einfach nur liegen lässt oder (fast noch schlimmer) einfach nur verteilt. Dabei ist es übrigens auch egal wie groß die Weide eigentlich ist.

Und noch ein Fakt: An den Stellen, wo die Äppel liegen, wird das Gras nicht mehr gefressen, bilden sich sgn. Geilstellen. Hier kommt es zu einer starken Kali-, Stickstoff- und Phosphotanreicherung im Boden. Das generelle Abschleppen auf der Weide hat eine Verbreiterung dieser Stellen zur Folge. Also auch nicht empfehlenswert.

weitere Pflege der Weide

Mit einer Weide ist es wie mit allen anderen Dingen im Leben: Man muss sie kontinuierlich pflegen. Zu solchen Dingen gehören neben dem Abäppeln das Nachmähen und das Mulchen der Grünfläche. Diese Vorgänge sollten sowohl in als auch nach der Weide-Saison geschehen.

Gerade wenn sich Unkraut und die oben erwähnten Geilstellen ausbreiten, sollte umgehend gehandelt werden. Das Mähen dämmt die Aussaat des Unkrauts ein und der Vorgang des Mulchens düngt die Weide und versorgt das Gras mit Nährstoffen.

Auch ein Abschleppen ist durchaus sinnvoll, denn so können Maulwurfshügel und Trittschäden der Pferde beseitigt werden – und abgeäppelt ist ja schon…

Nachsäen der Weide 

Nach den Informationen, die uns vorliegen, darf man sich ruhig von dem Gedanken verabschieden, dass man nur eine abgefressene Weide nach- oder neusäen sollte. Die Belastungen einer Pferdeweide sind in der Regel so groß, dass man als Weidebesitzer diesen Vorgang regelmäßig mit einplanen sollte.

Es kommt natürlich auf die äußeren Bedingungen an -so sollte der Boden bei der Aussaat feucht sein und anschließend von Belastungen frei gehalten werden-, aber generell kann von März bis September gesät werden.

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