Lasst uns mit einer kleinen Geschichte beginnen, die, obwohl sie nichts mit Pferden zu tun hat, eine wertvolle Erkenntnis für uns alle bereithält.
Es war einmal ein Mann, der seine Frau in der Küche beim Bratenvorbereiten beobachtete. Mit großer Sorgfalt würzte sie das Fleisch, doch bevor sie es in den Ofen schob, schnitt sie beidseitig ein Stück ab und warf es weg.
Verwundert fragte der Mann nach dem Grund. „So muss es sein – gelernt von meiner Mutter“, war die Antwort. Auf der Suche nach einer tieferen Begründung wandten sie sich an die Mutter, die jedoch auch nur auf ihre Mutter verwies.
Bei der Großmutter angekommen, erhielten sie eine überraschend pragmatische Antwort: „Meine Bratenform war einfach immer zu klein für den ganzen Braten.“
Traditionen und Gewohnheiten verdienen es, hinterfragt zu werden. Ohne Reflexion könnten wir uns an Praktiken klammern, die längst ihren ursprünglichen Zweck verloren haben.
Dies führt uns direkt zum Thema Sperrriemen, ein Accessoire, das in der englischen Reitweise allgegenwärtig, aber in seiner Funktion und Notwendigkeit oft missverstanden oder unbekannt ist.
Die genaue Herkunft des Sperrriemens ist nebulös, doch seine Verbreitung scheint stark vom militärischen Gebrauch beeinflusst zu sein. In den Kriegen wurden Pferde oft extremen Situationen ausgesetzt, die das Risiko eines Maulaufreißens und damit verbundene Verletzungen erhöhten. Der Sperrriemen diente als pragmatische Lösung dieses Problems. Doch in einer Zeit, in der Pferde nicht mehr im Krieg eingesetzt werden, stellt sich die Frage nach der Relevanz des Sperrriemens in der modernen Reiterei.
Trotz seiner historischen Bedeutung hält sich der Sperrriemen hartnäckig in der Reitausrüstung, unterstützt durch das Vorurteil, er erleichtere die Kontrolle über das Pferd. Diese Annahme hält einer kritischen Betrachtung jedoch kaum stand.
Um die Auswirkungen des Sperrriemens empathisch zu verstehen, laden wir zu einem Gedankenexperiment ein: das Tragen eines schweren Rucksacks, verbunden mit eingeschränkter Atmung durch das Zuklemmen der Nase. Dieses Unbehagen soll uns veranschaulichen, wie sich ein zu straff angelegter Sperrriemen für ein Pferd anfühlen kann – eine Beeinträchtigung der Atmung, des Abkauens und des Schluckens.
Wäre der Sperrriemen locker genug angelegt, könnte er vielleicht weniger Schaden anrichten. Doch eine noch bessere Lösung wäre, seine Notwendigkeit zu überdenken und möglicherweise ganz darauf zu verzichten. Interessanterweise beginnen einige Reitverbände bereits, die Verwendung des Sperrriemens zu überdenken und anzupassen.
In der Westernreiterei findet der Sperrriemen keine Verwendung. Diese Reitweise betont ein partnerschaftliches Verhältnis zum Pferd, das ohne unnötige Einschränkungen durch Ausrüstung auskommt. Dies spiegelt eine Philosophie wider, die auf Vertrauen und Verständnis basiert, statt auf Kontrolle durch Ausrüstung.
Diese Diskussion um den Sperrriemen lädt uns ein, unsere Beziehung zu unseren Pferden und die von uns verwendeten Hilfsmittel kritisch zu reflektieren. Indem wir Traditionen hinterfragen, können wir Praktiken identifizieren, die vielleicht ein Relikt der Vergangenheit sind und unserem Streben nach einer harmonischen und respektvollen Partnerschaft mit unseren Pferden nicht mehr dienen. Es geht nicht nur darum, Ausrüstung aus Gewohnheit oder Tradition zu verwenden, sondern vielmehr darum, das Wohl des Pferdes in den Mittelpunkt unserer Entscheidungen zu stellen.
Angesichts der historischen und aktuellen Nutzung des Sperrriemens sollten wir als Reiter bereit sein, unsere Praktiken zu überdenken. Das bedeutet, offen zu sein für Veränderungen, die das Wohl unserer Pferde fördern und gleichzeitig eine effektive Kommunikation zwischen Reiter und Pferd unterstützen. Es ist an der Zeit, uns von den Fesseln veralteter Traditionen zu befreien und stattdessen Wege zu finden, die unsere Reitkunst verbessern, ohne das Wohlbefinden unserer treuen Gefährten zu beeinträchtigen.
Die Suche nach Alternativen zum Sperrriemen oder die Anpassung unserer Reitweise sollte auf Wissen, Forschung und einer tiefen Verbindung zu unseren Pferden basieren. Es gibt zahlreiche Studien und Expertenmeinungen, die darauf hindeuten, dass eine weniger restriktive Ausrüstung zu einer besseren Leistung und einem glücklicheren Pferd führen kann. Indem wir uns für solches Wissen öffnen und es in unsere Reitpraxis integrieren, können wir eine Umgebung schaffen, die sowohl für das Pferd als auch für den Reiter förderlich ist.
Letztlich erfordert die Frage nach dem Sperrriemen – wie so viele Aspekte im Umgang mit Pferden – eine kritische Selbstreflexion. Jede Entscheidung, die wir treffen, jede Ausrüstung, die wir wählen, spiegelt unsere Haltung und Philosophie im Umgang mit Pferden wider. Es geht darum, eine Balance zwischen Tradition und moderner Wissenschaft, zwischen bewährten Methoden und neuen Erkenntnissen zu finden.
Wir laden die Reitergemeinschaft ein, nicht nur den Sperrriemen, sondern alle Aspekte der Pferdehaltung und -ausrüstung kritisch zu hinterfragen. Durch Bildung, Diskussion und das Teilen von Erfahrungen können wir gemeinsam eine Reitkultur schaffen, die das Wohlergehen unserer Pferde an die erste Stelle setzt. Lasst uns mutig sein, alte Zöpfe abzuschneiden, wenn sie nicht mehr dienen, und offen für Veränderungen, die eine positive Wirkung auf unsere geliebten Pferde haben.
In dieser Reise der ständigen Verbesserung und des Lernens liegt die wahre Kunst des Reitens – nicht in der starren Befolgung von Traditionen, sondern in der Entwicklung einer harmonischen Beziehung, die auf Verständnis, Respekt und Fürsorge basiert. So wie die Geschichte vom Braten uns lehrt, sollten wir immer bereit sein, zu hinterfragen, zu lernen und anzupassen – zum Wohl unserer Pferde und zur Bereicherung unserer eigenen Reiterfahrung.
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