Manchmal beginnt es schleichend. Das Pferd wirkt nicht mehr ganz so spritzig wie sonst, braucht nach dem Training länger zum Durchatmen oder hustet gelegentlich beim Antraben. Viele Pferdebesitzer spüren instinktiv, dass „etwas nicht stimmt“, lange bevor eine Diagnose im Raum steht.
Equines Asthma ist eine chronische Atemwegserkrankung, die häufiger vorkommt, als viele vermuten – und leider oft erst erkannt wird, wenn die Symptome bereits fortgeschritten sind.
Typisch ist eine zunehmende Belastungsintoleranz, die mit einer beschleunigten Atmung beginnt und sich später auch in Ruhephasen zeigt. Was zunächst harmlos wirkt, kann sich schnell verschärfen: Die Atemmuskulatur beginnt zu krampfen, die Bronchien verengen sich.
In diesem Stadium fällt den Pferden besonders die Ausatmung schwer. Die Folge ist nicht nur Atemnot, sondern auch langfristige Schäden an der Lunge. Durch den erhöhten Druck können Lungenbläschen platzen – eine Veränderung, die sich nicht mehr rückgängig machen lässt.
Die Ursachen für Equines Asthma sind vielfältig. Neben überstandenen, aber nie ganz ausgeheilten Infekten oder dem Verbleib von Herpesviren im Körper kommen auch Umweltfaktoren wie Staub, Schimmelpilze und Pollen in Frage.
Und dann gibt es noch eine Spur, die oft übersehen wird: den Zusammenhang zwischen Equinem Asthma und muskulären Problemen – genauer gesagt: MIM, einer genetisch bedingten Muskelschwäche. Pferde, die an MIM leiden, zeigen oft auch asthmatische Symptome. Eine erschwerte Atmung, die insbesondere in den Monaten vor der Weidesaison auftritt, kann ein deutlicher Hinweis auf diesen Zusammenhang sein.
Betrachtet man die Rolle der Muskulatur in der Atmung – vom Zwerchfell bis zu den glatten Muskelzellen in den Bronchien –, ist es naheliegend, dass eine gestörte Muskelfunktion auch die Atmung beeinträchtigen kann.
Wer den Verdacht hat, dass das eigene Pferd betroffen ist, kann mit einfachen Mitteln eine erste Einschätzung vornehmen. Eine gesunde Atemfrequenz beim erwachsenen Großpferd liegt bei etwa acht bis sechzehn Atemzügen pro Minute.
Alles darüber hinaus – vor allem in Ruhe – sollte beobachtet werden. Auch geblähte Nüstern, eine sichtbare Bauchpresse (Dampfrinne) oder eine sogenannte doppelschlägige Atmung, bei der die Ausatmung in zwei Bewegungen verläuft, können Zeichen sein.
Wer geübt ist oder ein Stethoskop zur Hand hat, kann zusätzlich die Atemgeräusche abhorchen: Pfeifen, Rasseln oder ein auffälliges „Giemen“ deuten ebenfalls auf eine Problematik hin. Am beunruhigendsten ist jedoch völlige Stille – wenn das Atemgeräusch kaum noch wahrnehmbar ist, ist Vorsicht geboten.
Im Umgang mit Equinem Asthma ist eine möglichst staubarme Umgebung essenziell. Das betrifft vor allem die Fütterung: Heu sollte idealerweise bedampft werden, da nur so die Staubbelastung signifikant reduziert wird. Das bloße Besprühen mit Wasser reicht nicht aus.
Auch Kraftfutter mit hohem Staubanteil kann leicht befeuchtet werden, um die Belastung zu senken. Eine Fütterung vom Boden – statt aus hochhängenden Netzen – unterstützt zusätzlich das natürliche Abschleimen, da die Pferde dabei den Kopf tief halten.
Offenstallhaltung ist nicht per se die beste Lösung: Bei Pollenallergikern kann die Belastung auf der Wiese größer sein als im gut belüfteten Stall. Inhalationen mit isotonischer oder leicht hypertoner Kochsalzlösung helfen, zähen Schleim zu verflüssigen.
Das Ziel ist nicht, mehr Schleim zu erzeugen, sondern vorhandenen Schleim besser löslich zu machen.
Auch das Training spielt eine zentrale Rolle: Solange das Pferd dazu in der Lage ist, sollte der Galopp ein fester Bestandteil des Bewegungsplans bleiben.
Diese Gangart erzwingt eine tiefere Atmung und hilft, die Atemwege gleichmäßig zu belüften – ein wichtiger Schutz vor weiteren Schleimansammlungen.
Gerade bei MIM-Pferden, die häufig Schwierigkeiten im Galopp zeigen, ist das ein kritischer Punkt: Wenn genau die Bewegung, die der Lunge guttäte, aufgrund muskulärer Schwäche kaum noch möglich ist, entsteht ein ungünstiger Kreislauf.
Unterstützend wirken bestimmte Nährstoffe: Eine Fütterung mit hochwertigen Proteinen, essentiellen Fettsäuren (z. B. Leinöl) sowie Vitamin E und Selen kann sowohl die Atemfunktion als auch die Muskulatur stärken. Diese Kombination ist nicht nur bei Equinem Asthma hilfreich, sondern auch ein bewährter Ansatz bei MIM.
Auch pflanzliche Unterstützung kann sinnvoll sein – allerdings mit Augenmaß. Viele greifen zu schleimbildenden Kräutern wie Spitzwegerich oder Isländisch Moos, was hier eher kontraproduktiv ist. Bei Equinem Asthma liegt kein Reizhusten vor, sondern eine Verklebung der Atemwege durch zähen Schleim.
Statt mehr Schleim zu produzieren, sollte dieser gelöst werden. Efeuextrakt, korrekt dosiert, ist hier eine gute Option. Ergänzend wirkt Thymian, da er das Milieu in den Atemwegen keimfrei hält.
Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin lassen sich bei Pferden mit Equinem Asthma drei Muster unterscheiden: ein geschwächtes Abwehr-Qi (besonders nach Infekten), ein Lungen-Yin-Mangel (häufig bei Allergien) oder ein Lungen-Qi-Mangel (in fortgeschrittenen Fällen mit Atemnot). Entsprechend werden unterschiedliche Akupunkturpunkte und Kräuter eingesetzt.
Wer diesen Weg gehen möchte, sollte sich an eine qualifizierte Therapeutin oder einen erfahrenen TCM-Tierarzt wenden – die Ergebnisse sind oft beeindruckend, vor allem in Kombination mit einer angepassten Haltung und Fütterung.
Die gute Nachricht: Auch wenn Equines Asthma nicht immer heilbar ist, lässt sich der Verlauf durch gezielte Maßnahmen deutlich positiv beeinflussen. Entscheidend ist, rechtzeitig hinzuschauen – bevor aus einem gelegentlichen Husten ein bleibendes Problem wird.
● Video: Equines Asthma – Ursachen, Symptome und Behandlung aus Sicht der TCM auf dem YouTube-Kanal von Sabrina Hinrichs
● Fachbuch: Yao Tang – Chinesische Kräuter für Pferde und Hunde von Sabrina Hinrichs
● Hintergrundwissen zu MIM (Myofibrilläre Myopathie): Atemwegserkrankungen beim Pferd – iWEST®
● Studien und Praxiserfahrungen zur Fütterung bei chronischen Atemwegserkrankungen:
PSSM und MIM – häufige Muskelerkrankungen bei Pferden | Pavo
Die in diesem Beitrag bereitgestellten Informationen dienen der allgemeinen Wissensvermittlung und ersetzen keine tierärztliche Diagnose oder Behandlung. Bei konkretem Verdacht auf eine Erkrankung Ihres Pferdes wenden Sie sich bitte an eine Tierärztin oder einen Tierarzt Ihres Vertrauens.
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